10 | DER FALTER SEPTEMBER 2024 Die Bekehrung des Saulus. Bildquelle: Familienbibel der Familie Engert, Reproduktion: Sebastian Scheffler. Der Glaube an Dämonen, böse Geister, die von einem Menschen Besitz ergreifen, war in der jüdischen Tradition verbreitet. Er hatte sich im Zuge des Ein-Gott-Glaubens allmählich etabliert. Denn alles Böse in der Welt, das zuvor „bösen“ Göttern zugeschrieben wurde, wollte personalisiert sein. Man sah deshalb auch durchaus Zusammenhänge zwischen dem „Böse-sein“ und Krankheit oder Unglück. Der Gelähmte, der Jesus durch das Hausdach herabgelassen wird, erfährt daher zunächst den Zuspruch „Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben.“ Erst danach heilt er ihn von seinem körperlichen Gebrechen. Im antiken Orient und im Alten Testament wurde Krankheit als Strafe für begangene Sünden interpretiert. So stirbt das Kind König Davids und Batsebas. Ein Kranker klagt im 38. Psalm: „Nichts blieb gesund an meinem Leib, weil du mir grollst; weil ich gesündigt, blieb an meinen Gliedern nichts heil.“ Auch dem gerechten und gottesfürchtigen Hiob wird entgegengehalten: „Bedenk doch! Wer geht ohne Schuld zugrunde? Wo werden Redliche im Stich gelassen?“ Doch bereits das frühe Christentum distanzierte sich davon und betonte, dass Krankheit und Leid nicht zwangsläufig auf individuelles Fehlverhalten zurückzuführen ist. Auch Jesus leugnet einen solchen Zusammenhang, wenn er anlässlich eines Unglücks seine Zuhörer fragt: „Meint ihr, dass nur diese Galiläer Sünder waren, weil das mit ihnen geschehen ist, alle anderen Galiläer aber nicht? Nein, im Gegenteil: Ihr alle werdet genauso umkommen, wenn ihr euch nicht bekehrt.“ Die Bekehrung zum Guten, die Hinwendung zu Gott ist ausschlaggebend. Jesus wird so deutlich, weil er offenbar die Gefahr einer pharisäerhaften Selbstgerechtigkeit und einer Stigmatisierung Kranker und Leidender sieht. Die vorbehaltlose Pflege Kranker und Notleidender wurde fortan auch Kennzeichen des Christentums. Eine ganz spektakuläre Umkehr bzw. Bekehrung ereignete sich beim späteren Apostel Paulus. Die Apostelgeschichte berichtet davon. Paulus hieß ursprünglich Saulus und war ein leidenschaftlicher Verfolger der jungen Christengemeinde. Maßgeblich war er an der Steinigung des Heiligen Stephanus beteiligt. Als er mit Freibriefen zur Vernichtung weiterer Christen nach Damaskus unterwegs war, stürzte er, von einem hellen Licht geblendet, zu Boden, und eine Stimme aus dem Himmel rief ihn an: „Saulus, warum verfolgst du mich?“ Saulus war erblindet und musste von seinen Begleitern in die Stadt geführt werden. Nach drei Tagen wurde er geheilt von einem Jünger Jesu. Das unheimliche Ereignis hatte ihn bis ins Innerste getroffen, so dass er Christ wurde, sich taufen ließ und fortan das Evangelium im ganzen Mittelmeerraum verkündete. Seinen Namen änderte er in Paulus und als Apostel ging er in die Kirchengeschichte ein (obwohl er selbst Jesus nie gesehen hat). Er wird häufig mit Petrus zusammen dargestellt: Petrus mit dem Schlüssel des Himmelreichs, Paulus mit Buch (wegen seiner Bildung) und Schwert (weil er enthauptet wurde). Seine Briefe an christliche Gemeinden in Korinth, Rom und Galatien sind in den Bibelkodex aufgenommen. Veränderung und Verwandlung – sie sind Bestandteil menschlichen Lebens. Von Geburt bis zum Tod sind wir dem Wandel ausgesetzt, körperlich und geistig. Manches können wir beeinflussen, Anderes nicht; Glaube und Gottvertrauen können helfen, mit Veränderungen gut umzugehen. Der Heilige Johannes Bosco rät: „Halte dich fest an Gott!“. Ihre Rita Engert, Pfarrgemeinde St. Johannes. GEDANKEN ZUR ZEIT DER WERT VON BEGEGNUNGEN Der Sommer zieht über das Land und schickt uns Wärme und Licht und vielleicht sogar etwas Leichtigkeit – falls wir nicht zu sehr geplagt und belastet sind von zu viel Sorgen, zu viel Sonne, zu viel Hitze. Vielleicht wecken bei dem ein oder anderen ein strahlend blauer Himmel und die hohen Temperaturen ein paar Erinnerungen an glitzernde Wellen und schöne Strände. Wenn wir morgens die Fenster öffnen oder vor die Tür treten, berühren wir die Welt und die Welt berührt uns. Jeder Tag ist uns neu geschenkt und gleichzeitig haben wir keinen Einfluss auf das, was uns da auf den Leib rückt. Wir müssen die Wetterlagen so akzeptieren, wie sie kommen und wie sie sind. Wir versuchen zwar, uns immer besser gegen Klima und wechselnde Lebenslagen mit Häusern, Kleidung, Klimaanlagen, mit Versicherungen und Geldanlagen usw. zu rüsten. Aber die Hochs- und Tiefs des Lebens kommen und gehen wie sie wollen. Es ist nicht nur die zu große Wärme an heißen Tagen, die wir versuchen, aus unseren Lebensräumen herauszuhalten. Wir haben in unserem reich beschenkten Land mit Wohlstand und hohem Lebensstandard viele Lebenslagen ausgesperrt, an den Rand gedrängt, in exklusive Räume verfrachtet. So auch Krankheit und Tod, Behinderungen und die vielfältigen Bedrohtheiten des Lebens. Dadurch haben wir aber Kompetenzen verloren, mit den Gegebenheiten des Lebens umzugehen, dies bis hin zu wechselnden, teils verheerenden Witterungen. Keiner von uns wurde gefragt, wie er auf die Welt und in welche Umstände kommen möchte. Und jeder Mensch ist anders, besonders und einmalig. So wie jeder Tag und jede Tageszeit. Die Menschen, die besonders anders sind, Ein beliebter Raum für Auszeit oder Begegnung: Der Stadtbalkon mit Main und wunderbarer Stadtansicht. Foto Hilmar Hopfengart.
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