Der Falter 11/2024

10 | DER FALTER NOVEMBER 2024 DAS LEBEN UND DIE BIBEL „WER WOHNT DA?“ Als ich vor einigen Jahren mit meiner Enkeltochter Helena (damals 4 oder 5 Jahre alt) über den alten Friedhof in Kitzingen lief, zeigte sie immer wieder auf Grabsteine und fragte: „Wer wohnt da?“ Leicht amüsiert las ich ihr die Namen der dort Begrabenen vor – und hatte die Sache bald vergessen. Aber wie das manchmal so ist, manche Dinge sind nicht wirklich vergessen, sie schlummern nur irgendwo im Unbewussten. Vielleicht weil man ihnen eine gewisse Bedeutung zumisst. Bei einer passenden Gelegenheit tauchen sie urplötzlich auf und sind präsent. Ein solcher Anlass bot sich im Sommer: Schweren Herzens hatte ich mein Hündchen Elli mit 14 Jahren wegen Altersgebrechlichkeit einschläfern lassen. Daheim legte ich sie in ihr Körbchen und trug sie – der sommerlichen Wärme wegen – in den Keller. Dort sollte sie bleiben bis das Grab im Garten ausgehoben war. Es dauerte nicht lange, da kamen unsere Kinder und Enkel – unter anderem Nathan (mittlerweile 3 Jahre alt) - und wollten die Elli nochmal sehen und streicheln und sich so von ihr verabschieden. Wochen später ging ich mit Nathan in den Keller, um Getränke zu holen. Da blieb er abrupt stehen und fragt: „Wohnt die Elli noch im Keller?“ Und blitzartig war die Begebenheit vom Friedhof wieder da! Wie eigenartig: Beide Kinder verwendeten unabhängig voneinander dasselbe Wort „wohnen“ im Zusammenhang mit einem Toten. Reiner Zufall? Jedenfalls habe ich viel darüber nachgedacht: Was verbinden wir mit dem Wort „wohnen“? In erster Linie wohl Schutz und Sicherheit. Unsere Wohnung schützt uns vor Kälte, Hitze, Niederschlag, aber auch vor Räubern und Dieben. Sie schützt uns vor neugierigen Blicken. In meiner Wohnung darf ich so sein wie ich bin. Ich muss nicht schön, stark und tüchtig, sondern darf auch schwach, krank und mittelmäßig sein. Ich muss mich nicht behaupten und brauche keine Maske. Meine Wohnung richte ich mir nach meinen Bedürfnissen und meinem Schönheitsempfinden ein. Da kann ich mich wohlfühlen, entspannen, Kraft schöpfen. Da spüre ich Sicherheit, Geborgenheit, Heimat. Ich denke, dass bereits kleine Kinder viel Gutes mit dem Wort „wohnen“ verbinden: Wohnung ist da, wo Mama und Papa sind, wo ich zu Essen bekomme, wo ich Spielsachen und mein Bett habe, wo wir es uns gemütlich machen beim Vorlesen, Basteln oder Spielen. In meiner Wohnung kenne ich mich aus, ich weiß, wo alles ist, sie ist mir vertraut. Auch in der Bibel lesen wir von Wohnungen: Die Wohnung Gottes bei den Menschen und die Wohnung des Menschen bei Gott. Bereits in der Antike verbanden die Menschen mit den Begriffen „Wohnung“ und „Haus“ Geborgenheit und einen geschützten Bereich – auch in religiöser Hinsicht. Der Tempel war der Ort, an dem der Gottheit Bitten vorgetragen und Opfer dargebracht wurden. Die Bibel berichtet im Alten Testament vom besonderen Verhältnis zwischen Gott und seinem auserwählten Volk Israel. Gott Jahwe führte die Israeliten aus der ägyptischen Gefangenschaft und begleitete sie auf ihrem Weg durch die Wüste, am Tag in einer Rauchsäule, nachts in einer Feuersäule. Und der Herr sprach zu Mose: „Macht mir ein Heiligtum! Dann werde ich in ihrer Mitte wohnen.“ Nach genauen Anweisungen bauten Handwerker und Künstler die Bundeslade, in der die Gesetzestafeln mit den 10 Geboten aufbewahrt wurden und das sogenannte Offenbarungszelt, in dem die Lade ihren Platz erhielt. Die kostbarsten und edelsten Materialien wurden dafür verwendet: Akazienholz und pures Gold. Nichts war wertvoll genug für Gott Jahwe. Am Ende des Buches Exodus heißt es: „Mose konnte das Offenbarungszelt nicht betreten, denn die Wolke lag darauf, und die Herrlichkeit des Herrn erfüllte die Wohnstätte.“ Im letzten Moses-Buch (Deuteronomium) bittet Mose den Herrn: „Blick von deiner heiligen Wohnung, vom Himmel, herab und segne dein Volk Israel.“ Nachdem das Volk sesshaft geworden war, wurde die Bundeslade im Tempel zu Jerusalem untergebracht. Wir Christen nennen unsere Kirchen auch „Gotteshäuser“, weil wir glauben, dass Gott dort in besonderer Weise zugegen ist. Als Zeichen der Verehrung sind auch hier Einrichtung und Ausstattung kostbar und wertvoll: Gemälde und Skulpturen berühmter Künstler, prächtige Glasfenster, Kerzenleuchter und liturgische Geräte aus Gold und Silber. Wir Katholiken glauben, dass Jesus Christus in Gestalt der geweihten BrotHostie im Tabernakel der Kirche dauerhaft anwesend ist. Die rote Lampe, das „ewige Licht“ weist darauf hin. Wenn aber Gott eine Wohnung bei uns Menschen hat, wie ist es umgekehrt? Haben auch wir eine Wohnung bei Gott? In den sogenannten Abschiedsreden an seine Jünger, nimmt Jesus darauf Bezug. Am deutlichsten ist es beim Evangelisten Johannes ausgedrückt. Hier heißt es: „Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten?“ Aus diesen Sätzen lässt sich manches herauslesen, wie es sein wird nach unserem Tod: „Viele Wohnungen“ weist hin auf Fülle, Vielfalt, reichlich Platz. Gläubige aller Religionen und Glaubensrichtungen können einziehen, Juden, Muslime, Hindus, Christen; Konservative, Traditionsbewusste und Fortschrittliche. Alle haben Platz, für alle ist vorgesorgt. Jesus hat „einen Platz vorbereitet“ für jeden von uns, auch für mich. Das heißt, wir sind eingeplant, willkommen, keine unerwarteten Ankömmlinge. Papst Franziskus sagt es so: „Es gibt Platz für mich bei Gott. Wir leben nicht ziellos und ohne Bestimmung. Wir werden erwartet, wir sind kostbar.“ Und der Benediktiner Anselm Grün drückt es folgendermaßen aus: „Jesus bereitet uns in seinem Tod die Wohnung vor, in die wir im Tod einziehen dürfen. Wir werden im Tod nicht in etwas Unbekanntes und Dunkles hineinsterben, sondern in etwas Vertrautes.“ Wenn ich aber eine Wohnung bei Gott beziehe, bedeutet das auch, dass mein Leben mit dem Tod nicht endet. Der Apostel Paulus schreibt im ersten Brief an die Gemeinde in Thessaloniki: „Wenn Jesus – und das ist unser Glaube – gestorben und auferstanden ist, dann wird Gott durch Jesus auch die Verstorbenen mit ihm zur Herrlichkeit führen.“ Und im zweiten Brief an die Korinther heißt es: „Wir wissen: Wenn unser irdisches Zelt abgebrochen wird, dann haben wir eine Wohnung von Gott, ein nicht von Menschenhand errichtetes ewiges Haus im Himmel.“ „Wenn der Mensch den Menschen braucht...“ Wir sind 24 Std. für Sie erreichbar! Tel. 09324 99830 Bestattungen Glöggler Vorsorge – Beratung – Betreuung Ihr Bestattermeister Alfons Glöggler für Kitzingen und Umgebung Dettelbach · Luitpold-Baumann-Str. 12 Neue Modelle, ausgefallene Steinsorten, tolle Kombinationen, für Sie entworfen und gefertigt. Geschmacksmustergeschützt, individuell und einzigartig! Stein & Design Brumme GmbH Buchbrunner Straße 38 • 97318 Kitzingen Telefon 09321 4887 • Telefax 09321 9254277 grabstein-brumme@t-online.de

RkJQdWJsaXNoZXIy NDM3MTE=